Eine Insel fordert ihre Opfer

Am nächsten Morgen klappte das Umsteigen besser als erwartet. Wir kamen gegen 5 Uhr in Juliaca an und stiegen in den Bus nach Puno. Die Fahrt sollte noch einmal 1 1/2 Stunden dauern. Wir hatten uns schon damit abgefunden, erst einmal in Puno bleiben zu müssen, bevor wir eine weitere Verbindung nach Bolivien – Copacabana – Isla del Sol herausfinden würden, aber unmittelbar nach dem Ausstieg, machte uns eine ältere Dame darauf aufmerksam, dass 7.30 Uhr ein Bus fahren würde. Wir haben gar nicht lang mit der Entscheidung benötigt, zumal Puno für uns nur wenig Highlights bot. Also sind wir ohne Zeitverzug in 3 Stunden an der bolivianischen Grenze – mit dem obligatorisch bürokratischen Checkouts und Checkins. Alle mussten zu Fuß über die Grenze und durften danach wieder den Bus betreten. So ging die Fahrt noch 8 km bis nach Copacabana – einem kleinen idyllischen Ort am Strand des Titicaca-Sees, dem noch irgendwie Hippie-Charme anhaftete. Witziger Weise trafen wir hier ein japanisches Lehrerehepaar wieder, für welches ich Bilder auf dem Machipicchu geschossen hatte. Die Welt ist riesig, Peru ist groß und man trifft sich in einem anderen Land spontan wieder.

Eins steht fest – Bolivien hat Einiges zu bieten und ist noch einen kleinen Tick günstiger. Hier sind Übernachtungen für umgerechnet 2,50 Euro zu haben. Nachdem wir erst mal ausgiebig in einem schönen Garten eines Cafés gefrühstückt hatten, organsierte ich mir Bolivianos und Achim uns eine Überfahrt zur Isla del Sol. Auch das klappte absolut elegant – spontan entschied der Kapitän des kleinen Böötchens, uns mit einer großen Familie überzusetzen. Wir beschlossen die Fahrt oben mit Aussicht und Wind zu genießen und steuerten die Sonneninsel des Titicacasees an. Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass man gerade auf einem See in einer Höhe von 3830 Metern schippert, welcher sechsmal so groß wie der Bodensee ist und man das andere Ufer nicht erblicken kann. Im Hintergrund säumen schneebedeckte Berge der Cordillera Real mit dem Ancohuma  mit 6427 Metern Höhe den fantastischen Ausblick.

Während den tollen Aufnahmen der Fahrt, passierte jedoch eine dramatische Abfolge unglücklichster Umstände: beim Zurückblicken nach dem entfernten Copacabana stieß ein Windstoß so heftig, dass mein sonst gutsitzender Fedora die Haftung verlor und mit dem Wind über das Boot hinaus in den weiten Titicaca flog. Der Hut hat mich seit 2004 auf meine Abenteuer-Reisen begleitet. Dementsprechend war ich ziemlich geknickt, aber es wird auch wieder einen Nächsten geben. Ich sage Tschüss und die Erinnerungen mit ihm brennen sich nochmals in meine Gehirnwindungen ein.

Schon 14 Uhr erreichten wir die Insel und hatten genug Zeit uns umzuschauen und eine Unterkunft zu finden. Nach einem steilen Aufstieg in den Ort Yumani  fanden wir ein Zimmer mit grandiosem Ausblick auf eine Bucht der Insel – wo auch der Sonnenuntergang ein Erlebnis für sich war. Dieses begangen wir bei 2 Wein und Pisco Sauer und Pizza, sowie Forelle. Alkohol wirkt in der Höhe extrem schnell. So sind wir absolut guter Dinge ins Bett, haben nicht mal einen ganzen Film geschafft, da schliefen wir schon tief.